Kunsthalle Bremen:
Franz Radziwill – Meister des magischen Lichts

Presserundgang

Kuratorin und Radziwill-Expertin Birgit Denizel hatte die Idee zu der Ausstellung.

Die Kunsthalle Bremen widmet Franz Radziwill (1895–1983) – dem Meister des magischen Lichts –  die grandiose Schau „Franz Radziwill und Bremen“. Der Künstler knüpfte schon als junger Mann Kontakte zur Kunsthalle und stellte erstmals 1919 dort aus. Der Maler gilt in der deutschen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts als Einzelgänger, sein Werk mit den überbetonten Farben, die HDR-Fotografie vorwegnehmen, ist unverkennbar.

Leihgabe

Leihgabe aus dem Bremer Rathaus: „Die Klage Bremens“, düsteres Meisterwerk von 1946 zeigt das zerstörte Bremen.

Erstmalig wurde nun seine Beziehung zur Hansestadt Bremen untersucht: Hier verbrachte er prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend, die in seinem gesamten Werk Spuren hinterließen. Zeitlebens bannte Radziwill typische Orte, prägnante Bauwerke oder bedeutende Ereignisse in seiner Heimatstadt auf Papier und Leinwand. Mit Werken aus der Zeit von 1910 bis 1960 spannt die Ausstellung einen Bogen vom expressionistischen Frühwerk über Meisterstücke der Neuen Sachlichkeit und des Magischen Realismus bis hin zu fantastischen Bilderfindungen des gereiften Œuvres.

 

 

 

 

tochter

Konstanze Radziwill, Tochter des Künstlers, war beim Presserundgang am 21. März 2017 anwesend.

 

Zugleich bietet die Schau einen spannenden Blick in die Bremer Stadtgeschichte – mit Darstellungen des Waller Wasserturms, des Gasometers mit Speckflaggenmuster oder des Schnelldampfers Bremen als Zeichen der Modernität und des wirtschaftlichen Erfolgs der Hansestadt.

Faszination Technik

Bremen war in den 1920er Jahren ein wichtiger Standort für neue Technologien. Besonders im Schiffbau und im noch jungen Flugzeugbau gelangen dem Unternehmen Norddeutscher Lloyd und den FockeWulf-Werken erfolgreiche Innovationen. Seit den späten 1920er Jahren wurden diese technischen Neuerungen zu einem bedeutenden Bildthema Radziwills.

 

 

 

frisör

Das Frühwerk „Der Friseur“ von 1921 zeigt den Friseurmeister Gustav Brocks, einen Förderer von Franz Radziwill.

So malte er 1927 das Aquarell Das rote Flugzeug, das ein Flugzeug vom Typ Möwe des Bremer Flugzeugbauers Focke-Wulf höchst detailliert wiedergibt. Flugzeuge sind ein wiederkehrendes Bildelement in Radziwills Œuvre. Einerseits faszinierte ihn die neue Technik, andererseits wurden ihm schon früh die ihr innewohnenden Gefahren vor Augen geführt: Im Juni 1912 erlebte er bei einer Flugschau auf dem Rennplatz in Bremen-Vahr den Absturz einer Propellermaschine live mit. Dieses erschütternde Ereignis hinterließ insbesondere in Radziwills zivilisationskritischem Spätwerk deutliche Spuren.

 

 

 

Der Maler und die Kunsthalle Bremen

Stadtplan

Bremen 1913: Der alte Stadtplan mit Markierungen zu Radziwill-Motiven ist im Katalog zur Ausstellung abgedruckt.

Radziwill knüpfte schon als junger Mann Kontakte zur Kunsthalle Bremen und stellte 1919 erstmals dort aus. Der damalige Direktor Emil Waldmann plante für 1921 eine weitere Ausstellung. Als der Künstler seine Werke dafür vorschlug, reagierte der Direktor zurückhaltend. Am 22. Dezember 1920 schrieb Radziwill daher über Waldmann: „Mit seiner persönlichen Ironie wurde das erste Blatt in die Hand genom. und nach 5 Minuten Schweigen – stammelte er: Ich kann die Sachen nicht ausstellen. Sovort würde das ganze Publikum auch die ernsten Leute gegen mich in Stellung gehen und vor allem gegen ihn und es wäre vor allem vorbei jemals mit mir noch mal eine Ausstellung zu versuchen und er sehe nicht ein um mich eine Revolution hier wieder in Bremen hervorzurufen. […]“. (in: Wietek 1990, S. 63.)

 

 

 

Presserundgang

Großer Andrang der Medien beim Presserundgang mit Christoph Grunenberg, Direktor der Kunsthalle,  (rechts im Bild) am 21. März 2017.

Mit einigen Werken bezog sich Radziwill unmittelbar auf Bilder aus der Kunsthalle Bremen. Sein Gemälde Die Maus erinnert beispielsweise an Mäuse von Jacques de Gheyn II. Seine Aquarelle Schneeglöckchen (1942), Zwei Tulpen (1943) und Blühender Johannisbeerzweig/Ribis (1945) erinnern im Motiv sowie im ausgeprägten Hochformat an die Blumenaquarelle von Albrecht Dürer. 1970/71 veranstaltete die Kunsthalle Bremen eine große Ausstellung mit Werken von Franz Radziwill.

 

 

 

 

gesellenbrief

Gesellenbrief (1913) und Lehr-Brief als Maurerlehrling (1911/12) von Franz Radziwill

Dieser brachte 1982 seine Verbundenheit mit dem Museum zum Ausdruck, indem er der Kunsthalle sein Gemälde Das neue Raumgefühl (1958) schenkte. Diese Ausstellung ist die erste, die Radziwills Beziehung zur Stadt Bremen untersucht und deren Spuren in seinem Werk veranschaulicht. Gezeigt werden rund 50 Werke von Franz Radziwill.Erstmalig wurde nun seine Beziehung zur Hansestadt Bremen untersucht: Hier verbrachte er prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend, die in seinem gesamten Werk Spuren hinterließen. Zeitlebens bannte Radziwill typische Orte, prägnante Bauwerke oder bedeutende Ereignisse in seiner Heimatstadt auf Papier und Leinwand. Mit Werken aus der Zeit von 1910 bis 1960 spannt die Ausstellung einen Bogen vom expressionistischen Frühwerk über Meisterstücke der Neuen Sachlichkeit und des Magischen Realismus bis hin zu fantastischen Bilderfindungen des gereiften Œuvres.

 

 

Alex

Tessa Alex von der Kunsthalle Bremen vor dem Gemälde „Die Maus“ (1941)

Die Gemälde und Arbeiten auf Papier stammen u.a. aus der Kunsthalle Emden, der Kunsthalle Mannheim, dem Westfälischen Landesmuseum Münster, der Kunsthalle Bremen und aus Privatbesitz. In der Ausstellung werden außerdem drei Werke anderer Künstler aus der Bremer Sammlung im direkten Vergleich zu Radziwill gezeigt: Mäuse von Jacques de Gheyn II., Stamm und Blüten eines Türkenbundes nach Albrecht Dürer und Vincent van Goghs Mohnfeld. Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Tessa Alex, Birgit Denizel, Dorothee Hansen und Lena Schrage (128 Seiten, rund 80 Abbildungen, 14,90 Euro, ISBN 978-3-96047-019-9)

Veranstaltungsort: Kunsthalle Bremen
Termin: 22. März 2017 bis 9. Juli 2017

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.