Kunsthalle Hamburg:
Surrealer Paukenschlag mit Dali, Ernst, Miro & Co.

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Unter dem Titel „Surreale Begegnungen” präsentiert die Hamburger Kunsthalle vom 7. Oktober bis zum 22. Januar über 180 Meisterwerke und Kuriositäen des Surrealismus .

Das knallig-rote Mae-West-Lippensofa (1938) des spanischen Exzentrikers Salvador Dali ist nur einer von vielen Eyecatchern der am Donnerstag eröffneten großen Herbstausstellung „Surreale Begegnungen“  in der Hamburger Kunsthalle. Die in der Galerie der Gegenwart gezeigten Bilder, Zeichnungen, Möbel und Skulpturen stammen aus vier Privatsammlungen. Sie wurden teils noch nie öffentlich gezeigt.  Sie Hamburger Präsentation ermöglicht einen ungewöhnlich umfangreichen Blick auf den Surrealismus.

Mit der groß angelegten Schau präsentiert die Hamburger Kunsthalle über 180 bisher kaum gereiste Meisterwerke des Surrealismus aus vier der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Gezeigt werden weltbekannte Ikonen wie das Mae-West-Lippensofa, das Hummer-Telefon und ein vier Meter großer Paravant des jungen Salvador Dalí neben geheimnisvollen Bildrätseln von René Magritte wie Reproduktion verboten, poetische Formfindungen von Joan Miró und zukunftsweisende bildnerische Experimente von Max Ernst. Berühmte Werke stehen neben neu zu entdeckenden Arbeiten, so der in Deutschland wenig bekannten Surrealistinnen Leonora Carrington, Dorothea Tanning und Leonor Fini. Mit Spitzenwerken aller künstlerischen Medien verführt die Ausstellung die Besucherinnen in die Traumwelten des Unbewussten – ebenso wie die Sur-realist_innen es in den 1920er Jahre anstrebten. Die surrealen Welten wirken bis heute so schockierend wie überraschend, so humorvoll wie faszinierend und dabei immer hoch verführerisch.

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Nach der großartigen Manet-Ausstellung im Sommer 2016 kündigt Kuratorin Annabelle Görgen-Lammers bei der Eröffnung von „Surreale Begegnungen“ einen neuen „Paukenschlag“ in der Kunsthalle an.

Der Surrealismus, die prägende Kunstströmung des 20. Jahrhunderts, wird auf diese Weise in einer bisher nicht gesehenen und wegen der Kostbarkeit der Leihgaben unwiederbringlichen Breite erlebbar. Zugleich legt die Ausstellung mit ihrem Einblick in die Entstehung und Qualität von vier der legendärsten, heute teils in alle Welt verstreuten Surrealismus-Sammlungen einen neuen Forschungsschwerpunkt: Sie untersucht in »surrealen Begegnungen« von Werken, Künstlerinnen und Sammlerinnen Unterschiede und Vergleichbarkeiten des Sammelns, seiner historischen Bedingungen und der Entwicklungen des Kunstmarktes innerhalb von 85 Jahren. Sie macht zudem die Integration des surrealistischen Denkens in das Zuhause der Sammlerinnen nachvollziehbar und das komplexe Verhältnis von Sammlerin, Förderin und Künstlerin für den Surrealismus erstmals anschaulich:

 

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Salvador Dalí (1904–1989): „Mae West Lips Sofa“

Während der exzentrische englische Poet und Mäzen Edward James (1907-1984) und sein Landsmann, der Künstler-Kurator Roland Penrose (1900-1984) Förderer und Freunde der Szene seit der ersten Stunde waren, führen uns die Kollektionen der Schottin Gabrielle Keiller (1908-1996) und des bis heute sam-melnden Berliner Ehepaars Ulla und Heiner Pietzsch die nachhaltige Verfüh-rungskraft des Surrealismus seit den 1960er Jahren vor Augen. Die vier, heute teils weltweit verstreuten und hinter verschiedensten privaten Türen verschlossenen Sammlungen werden erstmals teilrekonstruiert und öffentlich miteinan-der konfrontiert. Sie bestärken und ergänzen sich auf überraschende Weise: Präzise Werkgegenüberstellungen verdeutlichen die jeweiligen Sammlungsschwerpunkte und zeigen, wie die Sammler die surreale Auffassung des »Wunderbaren« in ihre Realität, und das »Unheimliche« in ihr Heim integrierten.

Das Ausstellungsprojekt der Hamburger Kunsthalle entsteht in einer erstmaligen trinationalen Kooperation mit der Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh und dem Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam. Neben Leihgaben der Kooperationspartner ermöglichen vielzählige weitere internationale Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Museen und Privatsammlungen einen spannungsreichen Dialog, der so in Zu-kunft nicht mehr möglich sein wird. Die Ausstellung startete in Edinburgh mit großem Medienecho. Die Hamburger Kunsthalle hat die Schau nochmals erweitern können dank exzellenter Leihgaben von über 25 nur in Hamburg zu sehenden weiteren Meisterwerken, unter anderem von Max Ernst, Salvador Dalí und ausgewählten Surrealistinnen. Die Schau wird verändert im Anschluss in Rotterdam präsentiert  (11. Februar bis 28. Mai 2016).

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Christoph Vogtherr, frischgebackener Direktor der Hamburger Kunsthalle (seit 1. Oktober im Amt), bei der Eröffnung von „Surreale Begegnungen“.

Die Ausstellung der Hamburger Kunsthalle versammelt Hauptwerke aller Medien von u.a. Hans Arp, Hans Bellmer, Victor Brauner, André Breton, Leonora Carrington, Salvador Dalí, Paul Delvaux, Oscar Domínguez, Marcel Duchamp, Max Ernst, Léonor Fini, Alberto Giacometti, Valentine Hugo, René Magritte, Man Ray, André Masson, Joan Miró, Richard Oelze, Meret Oppenheim, Wolfgang Paalen, Roland Penrose, Valentine Penrose, Francis Picabia, Pablo Picasso, Kurt Seligmann, Yves Tanguy und Dorothea Tanning.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter wissenschaftlicher Katalog (288 Seiten) mit zahlreichen Essays von internationalen Surrealismus-Expertinnen in deutscher und englischer Ausgabe. Die Publikation ist zum Preis von 30 Euro im Museumsshop erhältlich und kann online unter www.freunde-der-kunsthalle.de bestellt werden.

Fazit: Die Ausstellung zeigt ein einzigartiges Spektrum an surrealer Kunst. Wer sich auf die Suche nach dem Wunderbaren begibt, kommt bei der großen Herbstausstellung in der Hamburger Kunsthalle voll auf seine Kosten.

Veranstaltungsort: Hamburger Kunsthalle (Galerie der Gegenwart)
Termin: 7. Oktober 2016 bis 21. Januar 2017

 

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