Die Verknüpfung von „Kunst und Sport“ steht im Mittelpunkt der Max Liebermann–Ausstellung in der Kunsthalle Bremen. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Thema kam Kunsthistorikerin Dorothee Hansen durch eine alte Ausgabe der Zeitschrift „Querschnitt“, die schon in den 20er-Jahren Sport-Fotografien gezielt Kunst gegenüberstellte, wodurch witzige und provokative Gegensätze entstanden. Max Liebermann gehört mit seinen Bildern zu den „Adels-Sportarten“ Tennis und Polo zu den ersten deutschen Malern, die sich diesem Thema ausführlich widmete.
Heute durchdringt Sport nahezu alle Lebensbereiche. Er gehört zum modernen Lifestyle, er wird zum populären Massenspektakel oder verleiht elitäres Prestige. Der Siegeszug des Sports begann in Deutschland vor über hundert Jahren. Die Sonderausstellung „Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport“ in der Kunsthalle Bremen untersucht Max Liebermanns Blick auf Bewegung und Sport und erzählt zugleich die Geschichte vom Reiten, Tennis und Polo in der Kunst.
Werke von Edgar Degas, Édouard Manet und Henri de Toulouse-Lautrec veranschaulichen Liebermanns Inspiration durch die französische Malerei und Graphik. Seine Darstellungen der Tennis- und Polospieler sind in Frankreich und Deutschland ohnegleichen. Die Einzigartigkeit seiner Sportmotive wird durch die Betrachtung ausgewählter Werke englischer und deutscher Zeitgenossen wie John Lavery oder Max Slevogt deutlich.
Ende des 19. Jahrhunderts wandte sich Max Liebermann zunächst Motiven von Sommergästen an der Nordsee zu. Dort malte er anfangs Badende und Reiter am Wasser, später dann moderne Sportarten wie Tennis. Polo und Pferderennen, die in England bereits seit einiger Zeit populär waren, beobachtete er in Hamburg und Florenz. Vor allem in der Zeit von 1900 bis 1914 beschäftigte sich Liebermann mit diesen Motiven. Die Sportarten vermittelten ein Bild des wilhelminischen Großbürgertums, das sich in seinen Freizeitbeschäftigungen am englischenSportsman orientierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg, in den zwanziger Jahren, rückten die sportlichen Motive bei Liebermann in den Hintergrund.
Fazit: Die mutige Idee, Sport und Kunst in einer Ausstellung miteinander zu kombinieren, ist der Kunsthalle Bremen vollauf gelungen. Neben einigen herausragenden Werken von Max Liebermann und anderen Künstlern wie Edgar Degas und Max Slevogt bekommt der Besucher auch einen bisher wenig bekannten Einblick in die Anfänge des Massensports.
Termin: 22. Oktober 2016 bis 26. Februar 2017